Anmerkungen 1 - 49
ab 10,ab 20,ab 30,ab 40,
1. Zitiert nach PSYCHOLOGIE HEUTE, 6/80, Seite 5.
2. Man sollte besser sagen: Anerkennung durch Autoritäten
bzw. geistig führende Persönlichkeiten. Die
"wissenschaftliche" Anerkennung ist erst
in der Neuzeit ein Siegel der Qualität.
3. Unter anderem führt er aus, daß Leute,
die am gleichen Ort und zur gleichen Zeit geboren
wurden (insbesondere Zwillinge),obwohl sie oft das
gleiche Horoskop haben, doch oft ganz verschiedene
Schicksale haben. Umgekehrt aber haben Leute mit gleichem
Schicksal - z. B. Tod in der Schlacht oder Massenkatastrophen
- doch nicht das gleiche Horoskop. Und schließlich
könnten Astrologen aus dem Horoskop nicht ersehen,
ob es für einen Königssohn oder einen Lastesel
gelte. (a. a. O., S. 77)
4. "Wie tief der fatalistische Sternenaberglaube
Volk und Gesellschaft in Rom erfaßt hat, schildern
zeitgenössische und spätere Satiriker."
a. a. O., S. 89
5. Die Haltung der Kirchen ist übrigens auch in
der heutigen Zeit keineswegs einheitlich. Auf der einen
Seite stehen entschiedene Gegner, wie der Pfarrer Friedrich-Wilhelm
HAACK (HAACK 1977), Beauftragter für Sektenfragen
der Evangelischen Kirche, auf der anderen Seite vorsichtige
Befürworter, so z. B. Pater Dr. G. VOSS (1980),
Geschäftsführer des Ökumenischen Instituts
der Benediktinerabtei Niederaltaich und Schriftleiter
der Zeitschrift "Una sancta".
Ausgewogene Stellungnahmen zur Astrologie finden
sich sogar unter den Schriften der Evangelischen Zentralstelle
für Weltanschauungsfragen, so etwa bei SCHILLING
(1976), KÖBERLE (1982) oder BOEHRINGER (1986).
6. Seine Haltung hat Ähnlichkeit mit der Haltung
der Babylonier: Sie versuchten auch, den Plan oder
die Botschaft der Götter durch sorgfältige
Beobachtung der Natur - bzw eines Teils davon, nämlich
der Himmelsbewegungen - zu erkennen.
7. So z. B. durch Prof. Heinz HABER, Gründer und
Herausgeber der Zeitschrift "Bild der Wissenschaft",
der in mehreren Artikeln gegen die Astrologie Stellung
nimmt. In einem Rededuell mit dem Verf. bezeichnete
er zudem die Astrologie als "umweltbiologischenSchwachsinn".
(Was immer das sein mag.): Sendung "Ansichtssachen"
vom 24.4.1985, WDR II.
8. Mit den Namen aller 186 Unterzeichner auch abgedruckt
in GRIM 1982, 14ff
9. Zur Frage der Gültigkeit der Astrologie melden
sich immer Astronomen zu Wort. Doch die Frage, ob Astrologie
möglich ist oder nicht, ist eine erkenntnistheoretische
und keine naturwissenschaftliche Frage (siehe auch
Zitat von WEIZSÄCKER in Anm. 79). Naturwissenschaftler
haben zu dieser Frage nichts Wesentliches beizutragen,
am wenigsten die Astronomen: Wenn ich die "Wirkung"
eines Buches auf Menschen (Leser) untersuchen will,
dann hilft mir die chemische Analyse von Papier und
Druckerschwärze dabei wenig weiter.
10. DEAN, M., 1980, 24ff und SEELMANN-HOLZMANN 1986,
113ff
11. Ich habe dazu von einem Adreß-Verlag 500
Adressen ärztlicher Psychotherapeuten gekauft.
Ich bat die Therapeuten um die schriftliche Einwilligung,
beim Standesamt ihre Geburtszeit zu erfragen. Gleichzeitig
erfaßte ich mit einem kleinen Fragebogen ihre
Haltung zur Astrologie. Von diesen 500 ärztlichen
Psychotherapeuten antworteten mir nur 100 (also 20
%). Von diesen 100 Therapeuten gaben 50 an (d.h. 10
% der Gesamtstichprobe!), die Astrologie in ihrer Arbeit
regelmäßig zu verwenden. Da es sich um eine
zufällige Stichprobe handelt - zumindest bezüglich
der Haltung zur Astrologie - ist der Schluß auf
die Gesamtheit der ärztlichen Psychotherapeuten
erlaubt. Siehe auch SCHMID, H./SCHMID, R.: Tiefenpsychologie
und Astrologie, in: SCHMID (1983), S. 195-219, sowie
den Aufsatz "Psychoanalyse und Astrologie"
in RIEMANN (1976), S. 43-54.
12. Ich kenne persönlich mehrere Ordinarien, die
an der Astrologie sehr wohl interessiert sind und sie
ernst nehmen, die mir aber unumwunden zugeben, dieses
Interesse mit Rücksicht auf ihren Ruf als Wissenschaftler
niemals öffentlich zugeben zukönnen. Ähnliches
berichtet EYSENCK (siehe Anm. 16).
13. Die von Astrologen immer wieder aufgestellte Behauptung,nur
Nicht-Kenner der Astrologie unter den Wissenschaftlern
würden sie ablehnen, entbehrt natürlich ebenso
jeder Grundlage: So sind EYSENCK und GAUQUELIN (siehe
Kap. 5 und 6) zwei Wissenschaftler, die zumindest die
traditionelle Astrologie nach gründlicher Prüfung
ablehnen. Anderen Wissenschaftlern, die in den "Sümpfen"
der Vulgär-Astrologie die Orientierung verloren
haben, obwohl sie Astrologie ernsthaft prüfen
wollten, kann man nicht übel nehmen, daß
sie angesichts offensichtlichen Unsinns, den es in
der astrologischen Literatur zu hauf zu finden gibt,
angewidert aufgeben (E.W. JAMES: On Dismissing Astrology
and Other Irrationalities, in GRIM, 1982, 24-33).Nicht
zuletzt sind es immer wieder Astrologen selbst, die
zumindest Teile der Astrologie, mit denen sie keinen
Erfolg hatten, als unvalide ablehnen (und ggf. eine
neue Schule gründen). Siehe auch NIEHENKE 1983.
14. Eine typische Erfahrung dieser Art machte ein Arzt,
der als Studiogast zu einer Sendereihe des NDR II geladen
worden war. Die Sendereihe mit dem Titel "Den
Sternen in die Karten geschaut" wurde in den Jahren
1984/85 samstags abends ausgestrahlt. Gäste waren
u.a. Prof. Heinz Haber, Erich von Däniken, Hermann
Prey und andere Prominente, dazu jeweils ein Astrologe.
Die meisten der Gäste waren eher Gegner der Astrologie,
so auch dieser Arzt. Nachdem der Astrologe ihm einige
Einzelheiten aus seinem Horoskop erklärt hatte,
schien sich jedoch etwas zu ändern, was sich in
der Äußerung spiegelte: "... beginne,
die Sache interessant zu finden." Ähnlich
ging es dem Sänger Hermann Prey und dem Manager
Werner Schönicke, denen ich selbst als Teilnehmer
dieser Sendereihe das Horoskop deutete: Obwohl beide
anfänglich der Astrologie sehr skeptisch gegenüberstanden,
fand in der Sendung ein Einstellungswandel statt, nachdem
ich Einzelheiten ihrer Horoskope gedeutet hatte.
Weitere Beispiele siehe SEELMANN-HOLZMANN 1986,
S. 151ff.
15. Dabei schrecken sie auch vor rüden persönlich-diffamierenden
Angriffen gegen reputierte Wissenschaftler nicht zurück.
So versuchte z. B. Prof. Hoimar v. DITFURTH den als
Methoden-Kritiker in Psychologenkreisen sehr wohl bekannten
Prof. Hans Jürgen EYSENCK in einer Fernsehsendung
zum Thema Astrologie als einen Außenseiter darzustellen,
dessen Forschungen man nicht ernst nehmen könne.
EYSENCK hatte es gewagt, eine Untersuchung zu publizieren,
die astrologische Thesen zu belegen schien. (Sendung
QUERSCHNITT, ZDF, 14. 11. 1977)
Der Leiter der Paderborner Sternwarte,Reinhard
WIECHOSCZEK,attestiert EYSENCK gar, seinen "wissenschaftlichen
Offenbarungseid" geleistet zu haben (S. 189).
Astrologen setzt er gleich mit Rauschgifthändlern
(S. 9). "Die astrologische Praxis (..) verfährt
dreistufig: dumm, unmoralisch, kriminell. Nur die erste
Stufe ist entschuldbar." (1984, 181)
16. "Dies ist die Atmosphäre der Inquisition,
nicht der unvoreingenommenen, faktenorientierten Forschung;
viele Angehörige des wissenschaftlichen Establishment
hätten gut in das Gremium gepaßt, das Galilei
zum Widerruf zwang. Wir haben diese Atmosphäre
der Zensur und der Intoleranz zu spüren bekommen,
sowohl aus Berichten von Menschen, die unmittelbar
betroffen waren, wie aus Bemerkungen, die uns darauf
aufmerksam machten, wir würden unser wissenschaftlichen
Ansehen und unseren Ruf ruinieren, wenn wir die Astrologie
auch nur eingehend kritisierten und Vertrautheit mit
ihren Aussagen erkennen ließen." (EYSENCK/NIAS
1982, 306)
17. Er verweist z. B. darauf, daß Menschen, die
an Astrologie glauben, beliebige Deutungen als auf
sie zutreffend anzuerkennen bereit sind (Siehe dazu
Kap. 4.4)
18. Eine beliebte "Ausrede" besteht z. B.
darin, zu bemängeln, die Geburtszeiten seien nicht
"korrigiert" worden: Häufig wurden früher
Geburtszeiten bei den Standesämtern nur gerundet
notiert (ggf. nur stundengenau); solche Zeiten werden
daher von manchen Astrologen anhand von Lebensdaten
"korrigiert". Abgesehen von der Fragwürdigkeit
von Geburtszeit-Korrekturmethoden (siehe das Experiment
von BAPTIST VAN HELMONT auf der nächsten Seite)
sehen diese Kollegen nicht, daß die meisten
Untersuchungsergebnisse gegenüber Änderungen
der Geburtszeit von wenigen Minuten unempfindlich sind.
19. Hatte allerdings auch erhebliche "methodische
Mängel".
20. Aus der ganzen Welt wurden über 60 Arbeiten
eingereicht, darunter allein 17 aus Deutschland. Unvorhersehbare
Umstände führten dazu, daß der Hauptpreis
nicht vergeben werden konnte. Statt dessen wurden 6
Eingänge mit einem "Anerkennungspreis"
von 200 Dollar für "hervorragendes Design"
oder einfach harte Arbeit ausgezeichnet. Ein neuer
Preis läuft gerade. Dean, G. and Mather, A.: Superprize
Winners Part I - and a new prize to challenge the critics.
THE ASTROLOGICAL JOURNAL, Winter 1985.
21. Organismen sind komplexe Systeme mit charakteristischen
Besonderheiten, wozu z. B. die "Selbstorganisation"
gehört. Auch im anorganischen Bereich gibt es
Systeme mit diesen "quasi-lebendigen" Eigenschaften
(JANTSCH 1979). JANTSCH zeigt, daß diese formalen
Eigenschaften auch bei komplexen Systemen verschiedenster
anderer Art nachweisbar sind, z. B. bei Systemen von
Zusammenschlüssen von Menschen (Nationen) oder
vielleicht auch großen Wirtschaftsunternehmen
(siehe GRILL, 1982). Ich will solche Systeme "Quasi-Organismen"
nennen. Es wäre dann denkbar, diesen Zusammenhang
nicht nur für Organismen sondern auch für
"Quasi-Organismen" zu postulieren. (Siehe
auch Kapitel 4.3)
22. Im Falle von Jahreszeiten und Gezeiten ist eine
solche Sensibilität augenfällig vorhanden.
23. Besser sollte man sagen: Eines Organismus (denn
auch- oder vielleicht sogar:insbesondere - für
andere Lebewesen gilt dieses Eingebettet-Sein in kosmische
Rhythmen). Noch allgemeiner kann man es vielleicht
auch auf "Quasi-Organismen" ausdehnen (siehe
Anm. 1).
24. Unüberlegte Kritiker werfen den Astrologen
deshalb zuweilen vor, sie hingen dem längst überholten
geozentrischen Weltbild an. Sie verwechseln naiverweise
die Wahl eines Koordinaten-Systems mit der Wahl eines
Weltbildes.
25. Da die Erde in Ihrer Revolution um die Sonne keine
konstante Geschwindigkeit hat, wären diese Raumabschnitte
unterschiedlich groß: Wenn die Erde schnell ist,
durchläuft sie in der gleichen Zeit einen größeren
Raumabschnitt (von der Erde aus betrachtet, sieht es
also so aus, als durchliefe die Sonne entsprechend
einen größeren Raumabschnitt). Die Astrologen
haben sich entschieden, nicht die Zeit (das Jahr) in
12 gleich große Teile zu teilen, sondern den
Weg der Sonne am Himmel (die "Ekliptik").
Auf diese Weise erhalten wir dann die 12 Abschnitte
der Sonnenbahn, die man Tierkreiszeichen nennt,
die alle genau 30 Grad groß sind.
26. "Zu diesen 'Archetypen des kollektiven Unbewußten',
die der Menschheit eigen sind und von Geschlecht zu
Geschlecht vererbt werden, gehören nach JUNG
auch die seltsamen Gestalten des Tierkreises. Sie sind,
urtümlich betrachtet, nichts anderes als Antworten
der Seele auf jahreszeitliche Erlebnisse und eigenartige
Stimmungen, hervorgerufen durch die wechselnden Wärme-
und Lichtenergien von der Sonne. Sie haften und hafteten
stets auf den Abschnitten der Sonnenbahn, doch wurden
sie natürlich auf die hinter diesen (unsichtbaren)
Abschnitten stehenden Sternbilder projiziert."
(KNAPPICH, 1967, 6)
27. Die Jahreszeiten, die die Grundlage des tropischen
Tier kreises darstellen, sind abhängig davon,
in welchem Winkel die Erdachse zur Ekliptik steht.
Der Grad ihrer Schräge verändert sich im
Laufe von Jahrtausenden durch eine kleine kreiselartige
Bewegung (die sog. Präzession); dadurch verschiebt
sich auch der Zeitpunkt, an dem Tag und Nacht gleich
lang sind (Frühlings- und Herbstbeginn), und damit
auch der Raumabschnitt, an dem die Sonne zu diesem
Zeitpunkt steht. (Näheres siehe BECKER 1981)
28. Wir sprechen vom "Wassermann-Zeitalter",
weil der Frühlingspunkt sich jetzt etwa für
2000 Jahre im Sternbild Wassermann befinden wird. Der
Beginn des Fische-Zeitalters datiert etwa auf die Zeit
von Christi Geburt. Der Fisch ist ein wichtiges christliches
Symbol. Die christliche Lehre mit dem Gebot der Nächstenliebe
könnte man geradezu als eine "Fische-Religion"
bezeichnen. Näheres zu den Parallelen zwischen
der Symbolik der christlichen Lehre und dem Fischezeitalter
bei JUNG 1951.
29. Der Horizont ist sowohl abhängig vom Ort,
an dem man steht, als auch von der Zeit; denn mit der
Drehung der Erde dreht sich zwangsläufig auch
die Horizontebene des Ortes, an dem ich mich befinde.
Berührt die Horizontebene in ihrer Drehbewegung
die Sonne, dann haben wir für den zu diesem Horizont
gehörenden Ort "Sonnenaufgang".
30. Über die richtige Methode der Einteilung gibt
es unter Astrologen einen seit Jahrhunderten währenden
Streit, bekannt unter dem Stichwort: das Häuserproblem.
31. Unterzeichnet von: Deutscher Astrologen-Verband
e.V., Kosmobiologische Akademie Aalen e.V., Astrologische
Studiengesellschaft (Hamburger Schule) e.V. und Kosmobiosophische
Gesellschaft e.V. (MERIDIAN, 6, 1983, S. 3.) Anläßlich
des 2. Weltkongresses für Astrologie in der Schweiz
zu Ostern 1984 unterzeichnete dann auch der Schweizer
Astrologenbund (SAB). (ASTROLOG, 20,1984, S. 6/7)
32. So verwendet z. B. die als "Hamburger Schule"
bekannte Richtung 8 hypothetische (d.h. nicht existierende
bzw. noch nicht entdeckte) Planeten neben den 10 bekannten
Gestirnen unseres Sonnensystems: Sonne, Mond und 8
Planeten. Die Existenz dieser zusätzlichen Planeten
wird nicht aus astronomischen Gegebenheiten gefolgert,
sondern aus a priori angenommenen Ordnungsprinzipien
beim Aufbau unseres Sonnensystems (WITTE, 1959): Wie
bekannt, wurden die Planeten Neptun und, mit Einschränkungen,
auch Pluto durch Unregelmäßigkeiten in der
Bahn der bekannten Planeten vorhergesagt und dann auch
entdeckt: Im 18. Jhd. war durch einen Zufall schon
Uranus entdeckt worden, im 19. Jhd. dann nach gezieltem
Suchen Neptun, und im 20. Jhd., nachdem durch Berechnungen
der ungefähre Ort ermittelt worden war, schließlich
Pluto. Nach Entdeckung des Pluto (im Jahre 1930) und
der Unwahrscheinlichkeit, daß innerhalb der Bahnen
der bekannten Planeten wirklich noch neue Planeten
entdeckt werden können, werden die hypothetischen
Planeten in zunehmendem Maße als "Kraft
zentren" oder "Wirkzentren" interpretiert.
Auch diese "Kraftzentren" sollen sich aber,
ähnlich den Planeten, in elliptischen Bahnen um
die Sonne bewegen. Es existieren dafür auch Ephemeriden
(Gestirnstandstabellen) wie für die bekannten
Himmelskörper.
33. So wird das Horoskop zuweilen auch genannt.
34. Nach "vulgär-astrologischen" Regeln
müßte diese Kombination: die Sonne im 'materiellen'
Zeichen Stier, dazu noch im 2. Feld, dem Felde der
'materiellen Sicherheit', auf eine besonders materielle
Gesinnung schließen lassen.
35. Von griech. symballein = zusammenwerfen, zusammenwürfeln
36. ... mit Ausnahme einer freiwilligen Kontrolle,
wie sie der Deutsche Astrologen-Verband in Form einer
Prüfungs- und Berufsordnung verabschiedet hat.
37. EYSENCK/NIAS (1982), S. 230
38. Der erste Erkenntnistheoretiker in der von uns
überschaubaren Geschichte war SOKRATES (470
v. Chr.). "Das sokratische Fragen ist ein Hinterfragen,
also nicht ein Fragen nach Sachen, sondern nach Bedingungen
der Möglichkeit des Wissens von Sachen."
(ROMBACH 1974a, 51). In den folgenden Jahrtausenden
hat es immer wieder die verschiedensten Versuchegegeben,
das gesicherte Vorgehen künftiger Wissenschaften
zu formulieren.Immer wieder haben Philosophen den Eindruck
gehabt, daß man ganz von vorn beginnen müsse,
daß das bisherige von Grund auf falsch sei, so
DESCARTES (1596-1650) oder KANT (1724-1804) (HIRSCHBERGER
1969), um nur zwei der vielen Namen zu nennen. DESCARTES
hatte von seinen Vorgängern z. B. keine sehr
gute Meinung: "Man kann sich nichts so Seltsames
oder Unglaubliches denken, was nicht von einem Philosophen
bereits behauptet worden wäre." (HIRSCHBERGER
1969, 92)
39. "Ich denke, also bin ich" ist eine so
sichere Wahrheit, daß "selbst die überspanntesten
Annahmen der Skeptiker nicht imstande wären, sie
zu erschüttern." (DESCARTES 1637)
40. "Was für eine Philosophie man wähle,
hängt ... davon ab, was für ein Mensch man
ist .." (zitiert nach HIRSCHBERGER 1969, 365).
41. "Die Logik gilt als schlechthin allgemein
und als schlechthin gewiß; allenfalls neigt man
dazu, sie eben darum für trivial zu halten. Wir
glauben eher, daß sie nicht trivial ist, daß
ihre Gewißheit der Prüfung bedarf .... Die
deduktive Geometrie Euklids stellt unbewiesene Axiome
an die Spitze; ARISTOTELES hat die Unvermeidlichkeit
eines solchen Ausgangspunkts ausgesprochen. Sind diese
Axiome gewiß? Schon PLATON sagt, daß die
Mathematiker ihre eigenen Voraussetzungen nicht durchschauen,
sondern ohne Begründung annehmen, und bestreitet
eben darum der Mathematik den höchsten wissenschaftlichen
Rang. GAUSS hat wohl als erster den Glauben an die
Gewißheit eines der euklidischen Axiome ausdrücklich
aufgegeben und untersucht, wozu die Annahme seiner
Falschheit führt." (WEIZSÄCKER 1971,
96 f)
Die Auffassung von der Relativität der Regeln der
Logik blieb natürlich nicht unwidersprochen (HÜBNER
1978, 168 ff). Für uns ist in diesem Zusammenhang
nur wichtig, daß es Fachleute gibt, die diesen
Standpunkt vertreten. Der Streit als solches zeigt
ja schon, daß ein Grundsatz fraglich (geworden)
ist!
42. So wird Astrologie von vielen schon deshalb abgelehnt,
weil man sich nicht vorstellen kann, wie so weit entfernte
Planeten auf ein neugeborenes Kind "wirken"
sollen. Man kann sich in unserer Kultur Zusammenhänge
zwischen Ereignissen nicht anders als durch "physikalische
Wirkung", durch Einwirkung in Form von Kräften
(mechanische Kräfte, Strahlen, Felder usw.) vorstellen.
Angehörige einer anderen Kultur, für die
das "Axiom" der Magie gültig ist (s.u.),
daß alles mit allem verbunden ist und alles auf
alles wirkt, haben diese Vorstellungsschwierigkeiten
nicht. Auch Astrologen verfallen unreflektiert diesen
kulturell bedingten "Selbstverständlichkeiten"
und können sich dann auch Astrologie nur als (noch
zu entwickelnde) Naturwissenschaft vorstellen (siehe
Kap. 5).
43. "Im Bereich der inhaltlichen Erkenntnis hat
sich die Suche nach einer Wahrheitsgarantie als Irrweg
erwiesen. Die Aussagen der Realwissenschaften haben
den Charakter von Hypothesen, die sich bei intersubjektiver
Prüfung mehr oder weniger bewähren, aber
nicht als wahr erwiesen werden können." (ALBERT
1962)
44. "... glaubt man im Grunde doch an das Wahrheitsprivileg
der Wissenschaft - ohne zu merken, daß man daran
'glaubt' und auf die Frage nach einem Beweis nur entweder
mit Berufung auf Evidenz dieser Tatsache oder auf die
Effizienz der Wissenschaft antworten kann, Antworten,
die natürlich wertlos sind, weil auch die alte
Metaphysik Evidenz hatte und weil die Religion im Zeitalter
des 'Glaubens' eine hohe menschliche Effizienz besaß,
an der gemessen die technische Effizienz der Naturwissenschaften
eher geringer als größer ist." (ROMBACH1974a,
116)
45. "Es ist charakteristisch für die Physik,
so wie sie in der Neuzeit betrieben wird, daß
sie nicht wirklich fragt, was Materie ist, für
die Biologie, daß sie nicht wirklich fragt, was
Leben ist, und für die Psychologie, daß
sie nicht wirklich fragt, was Seele ist, sondern daß
mit diesen Worten jeweils nur vage ein Bereich umschrieben
wird, in dem man zu forschen beabsichtigt." (WEIZSÄCKER
1971, 287)
46. Wahr im Sinne des "Pragmatischen Wahrheitskriteriums"
sind Ideen bzw. Aussagen dann, "wenn man mit den
in ihnen enthaltenen Handlungsplänen Erfolg hat"
(GROEBEN/WESTMEYER 1975, 144).
47. Als Psychologie-Student habe ich in ersten Semester
gelernt, daß jeder Begriff operationalisierbar
sei. In einem trivialen Sinn ist das richtig (und wird
so oft auch verstanden): "Intelligenz liegt vor,
wenn 3 Studenten einen Probanden unabhängig voneinander
als intelligent einstufen". Doch wird damit
das Problem völlig umgangen. Ich hätte es
mit meiner Untersuchung sonst wirklich leicht: "Eine
Horoskopdeutung ist richtig, wenn ein Gremium von 3
Astrologen mit mindestens 10jähriger Berufstätigkeit
einstimmig zu diesem Urteil kommt".
48. Zitiert nach: WITTMANN, J.: Spezielle Relativitätstheorie,
München: Bayerischer Schulbuchverlag, 1977, S.
1
49. Auf spannende und unterhaltsame Weise wird uns die
"Denkweise"
eines indianischen Zauberers in den Büchern
des Ethnologen Carlos CASTANEDA (1972) vorgeführt.
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