Anmerkungen ab 90 ab 100,ab 110,ab 120,ab 130, 90. "The measurement of personality traits is the most complex problem of psychological measurement. The reason is simple: human personality is probably the most complex phenomenon there is. For the purpose of measurement, personality can be viewed as the organisation of the traits of the individual. (..) To measure personality traits validly requires knowledge of what these traits are, how they interact and change, and how they relate to each other - a formidable, even forbidding, requirement. The wonder is not, as naive critics love to point out that personality cannot be measured ..." (KERLINGER 1973, 494) 91. Im Sinne dieser Axiome setzt sich der Wert einer Person bei einem bestimmten Test aus einem "wahren Wert" und einem "Meßfehler" zusammen, wobei der durchschnittliche Meßfehler gleich Null gesetzt wird (HILKE 1980). Man sieht deutlich die Analogie zum Meßvorgang in der Technik: Mehrere Messungen der Länge eines Objektes schwanken zufällig um den wahren Wert: die tatsächliche Länge dieses Objektes. "Selbstverständlich sind sich die Testtheoretiker darüber im klaren, daß Meßwiederholungen im Humanbereich nur schwer zu erreichen sind. Für sie rechtfertigen sich derartige Annahmen durch die praktische Bewährung der Modelle, die auf ihrer Grundlage entwickelt werden können (Hervorhebung durch den Verf.)." (a. a. O., 102) 92. Das Konzept von Wesenszügen eines Menschen als relativ überdauernde Eigenschaften der Persönlichkeit (traits) wurde auch von verhaltenstheoretisch orientierten Wissenschaftlern eingehend kritisiert (WIGGINS 1973, 363ff), doch ist diese Kritik für unseren Zusammenhang nicht von Bedeutung, da sie einem "technischen Erkenntnisinteresse" entspringt (siehe Kap. 3): "The choice of the trait unit as the primary attribute in personality study has been criticized recently by behaviorally oriented clinical psychologists who have found trait measurements to be of little value in forecasting the outcomes of treatment procedures based on social learning principles (Hervorhebung durch den Verfasser)." (a. a. O., S. 378) 93. Dieses Beispiel verdanke ich Kurt HÜBNER (1985), der es allerdings in einem anderen Zusammenhang gebraucht. 94. Wenn wir annehmen, das für uns im Horoskop sichtbare Muster sei aus verschiedenen Gründen (z. B. aufgrund unserer unvollkommenen Kenntnis der sich im Horoskop "eigentlich" zeigenden Strukturen) eher eine Art "Karikatur", so bekäme v. WEIZSÄCKERs Skepsis bezüglich der Angemessenheit statistischer Methoden bei der Überprüfung der Astrologie durch diese Analogie übrigens eine Art "anschaulicher Begründung". 95. Die Astrologie ist in ihrer Struktur (durch eine richtig verstandene astrologische Prognose) sogar dem von JANTSCH beschriebenen Prozeß-Charakter lebender Strukturen "kongenial". 96. Symbol von griech. "symballein": zusammenwerfen 97. So ist das Vermögen, sich im Wettbewerb mit anderen durchzusetzen, eine Entsprechung zur symbolischen Bedeutung des Planeten Mars (siehe Kapitel 2). 98. Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks suchten für eine Sendung, die kritisch-distanziert über Astrologie berichten sollte, durch Zeitungsanzeigen im Jahre 1986 Personen, die mit astrologischen Beratungen schlechte Erfahrungen gemacht hatten. Einige wenige Personen meldeten sich, zwei dieser Personen wurden für die Sendung ausführlich interviewed. Wie der Moderator, Peter MILGER, zugeben mußte, hätte man mit den Personen, die angeboten hatten, über positive Erlebnisse zu berichten, das ganze (nicht unbeträchtlich große) Studio füllen können. ARD-Sendung: "Unglaublich - aber doch auch wahr?" vom 24. 2. 1986. 99. Paradebeispiel dafür in der Geschichte der Astrologie ist die Bibliothek des Königs von Babylon, ASHURBANIPAL (680 v. Chr.): "Viele Tausende, auf Keilschrifttäfelchen verzeichnete und systematisch geordnete Omina, die manchmal bis auf sumerische Zeiten zurückgehen ... zeugen von der Sorgsamkeit, mit derstets himmlische und gleichzeitig irdische Erscheinungen aufgezeichnet, miteinander verglichen und prognostisch verwertet wurden." (KNAPPICH 1967, 9) Möglich war dieses Sammeln von Erfahrungen nur auf dem Hintergrund einer Gestirnreligion, von der aus die Tatsache eines Zusammenhangs zwischen himmlischen und irdischen Erscheinungen fraglos vorausgesetzt werden konnte. Dies können wir heute nicht mehr.
100. Persönliche Mitteilung an den Verfasser
101. In der Mythologie ist der antike Kriegsgott Mars
auch nicht allein Symbol für Kampf und Aggressivität:
Mars war der Schutzgott der Krieger und der sog. "Jungmannschaften"
in Rom, die im Frühling auszogen, neues Land urbar
zu machen. Mars wird auch auf Bildern mit den Symbolen
Lanze und Pflug dargestellt. Dies deutet auf den Doppelaspekt
des friedlichen wie kämpferischen Erwerbs neuen
Lebensraumes. Aufgrund unserer Werte scheiden wir "Friedliches"
vom "Aggressiven". Wir dürfen nicht
erwarten, diese Scheidung in der Natur wiederzufinden.
Solche Überlegungen müssen bei der angemessenen
"Operationalisierung" eines Symbols berücksichtigt
werden.
102. Ich wußte von diesem Klienten zur Zeit der
Gutachten-Erstellung nur seine Geburtsdaten und sein
Geschlecht, nichteinmal seinen Beruf, den man als Anhaltspunkt
für das Bildungs-Niveau benötigt (siehe dazu
Kapitel 2).
103. Es versteht sich von selbst, daß eine derartige
Kasuistik keinen Beweiswert hat. Es dient allein der
Veranschaulichung!
104. Diese Schwierigkeit, ein verläßliches
Kriterium für die Richtigkeit der "Deutung"
zu finden, besteht bei jeder Methode, mit deren Hilfe
etwas über das Wesen eines Menschen ausgesagt
werden soll.
105. Noch "unauflöslicher" wird die
Aporie, wenn ich die Möglichkeit "außersinnlicher
Wahrnehmung" einbeziehe. Daß für das
Zustandekommen treffender Deutungen auch eine "mediale
Begabung" der Astrologen in Betracht gezogen werden
muß, belegen Studien, in denen "gute"
Astrologen bei sog. Blind-Diagnosen auf der Basis falscher
Geburtszeit-Angaben ebenso treffende Deutungen zu geben
in der Lage sind (DEAN/MATHER 1977, 28). Möglicherweise
sind ja auch so die Fälle zu erklären, in
denen Astrologen versehentlich falsch berechnete Horoskope
zur vollen Zufriedenheit ihrer Klienten deuten - siehe
dazu das Beispiel aus meiner eigenen Beratungspraxis
(Kapitel 4.4).
106. Innerhalb der jeweiligen Methode jedoch ist es
wichtig, "fachmännisch" vorzugehen.
Die beschriebene Relativität derGültigkeit
der verschiedenen methodischen Zugänge darf nicht
mit einer "Beliebigkeit" des Vorgehens verwechselt
werden.
107. Zwingend ist dieser Schluß schon deshalb
nicht, weil die Entsprechungen in den Lehrbüchern
nur eine "Auswahl" aus einer nahezu "unendlichen"
Vielfalt denkbarer Entsprechungen eines Prinzips
darstellen.
108. Dabei ist unbestritten, daß viele beratend
tätige Astrologen derartige "abergläubische
Vorstellungen" verbreiten.
109. Wenn ein Mann in rasender Eifersucht seine Frau
grausam mißhandelt und tötet, wenn ein Jugendlicher
aus dem Schwarzen-Ghetto einen Raubüberfall begeht,
wenn ein Soldat in Vietnam Gefangene mißhandelt,
wenn der Pilot eines Bombers eine Atombombe abwirft,
wenn Eltern schwere Kindesmißhandlungen begehen,
wenn Sexualstraftäter Kinder töten, wenn
ein Kind einem Insekt jedes Bein einzeln herausreißt
oder der Wissenschaftler Versuchstieren Gift injiziert,
an dem sie ersticken - in all diesen Fällen ist,
zumindest nach unseren Moralvorstellungen, irgendetwas
"gleich": Gewalttätigkeit. Doch wer
wollte glauben, daß dies, was da gleich ist,
ein herausstechendes, grundlegendes Merkmal sei?
Festzustellen also, ein Astrologe könne nichteinmal
Albert Schweizer von einem Gewaltverbrecher unterscheiden,
mag als Argument "publikums-wirksam" sein,
gut überlegt ist es nicht. |