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"Die Akte Astrologie"

Kontroverse

TV-Sendungen mit dem Astrologen Dr. Peter Niehenke







27. Dezember 2000:
Ein Blick in die Zukunft? Was Horoskope verraten.


Von Barbara Weichs

Berlin/Freiburg/Kiel (ddp). Wassermänner begegnen der Liebe ihres Lebens, auf Skorpione warten goße berufliche Veränderungen, Krebse müssen auf ihre Gesundheit achten ­ gerade zum Jahreswechsel haben Horoskope Hochkonjunktur. "Wenn ein altes Jahr zu Ende geht, steigt die Lust der Menschen auf Prophezeiungen", sagt Peter Niehenke, Leiter des Astrologiezentrums Freiburg. Für die Arbeit eines Astrologen sei allerdings nicht der Jahresbeginn entscheidend, sondern der Geburtstag der jeweiligen Person. Er sei die Basis jeden individuellen Horoskops. Trotzdem stürzten sich viele Leser auf die Produkte der so genannten Vulgärastrologie.

In den Augen des Astrologen und Psychotherapeuten sind Menschen, die den Aussagen von Tages- oder Jahreshoroskopen glauben, schlichtweg dumm: "Niemand mit Vernunft und Begabung kann doch glauben, dass alle Menschen über einen Kamm zu scheren sind." Nähme man die Zeitungshoroskope ernst, gelte für ein Zwölftel der Bevölkerung ein- und dasselbe Horoskop. Anhänger der Vulgärastrologie fänden sich in allen Schichten. "Es sind meist unsichere Menschen, die hoffen, dass sie eine Entscheidungshilfe bekommen. Sie würden auch zu einer Wahrsagerin gehen und sich die Karten legen lassen", sagt Niehenke.

Während die Methode der Wahrsager aber auf magischem Denken beruhe, sei die Vorgehensweise der Astrologie rational. "Wir übertragen die Stellung der Gestirne unseres Sonnensystems zum Zeitpunkt der Geburt in eine Grafik und deuten sie dann nach bestimmten Regeln", erklärt Niehenke. Ein Prinzip, das mit der Graphologie vergleichbar sei, die Schrift und Wesensmerkmale zueinander in Beziehung setze. Prophezeiungen könnten Astrologen allerdings nicht vornehmen, lediglich Prognosen stellen, wie sie ein Arzt auch vornehme. "Wir Menschen sind eingebettet in kosmische Rhythmen, auf die jeder unterschiedlich, aber sehr sensibel reagiert", sagt der Astrologe. Diese Reaktionen und Stimmungslagen würden interpretiert. Horoskope seien somit der Spiegel der Seele.

Für den Astronomieprofessor Dieter B. Herrmann lässt sich die Grenze zwischen Astrologie und Wahrsagerei jedoch nicht so klar ziehen: Von persönlichen Horoskopen hält der Leiter der Archenhold-Sternwarte in Berlin nichts, er ist vielmehr fest davon überzeugt, dass die Sterne keinerlei Einfluss auf die Menschen ausüben ­ jedenfalls nicht in der von den Astrologen behaupteten Art und Weise. "Die Sterne dienen lediglich als Vehikel. Man könnte sie ebenso durch Kaffeesatz oder Tintenklecksmuster ersetzen", erklärt Herrmann.

Wissenschaftliche Studien zum Thema Astrologie haben bisher keine positiven Ergebnisse gebracht. Mathematisch-statistische Rechnungen, die zum Beispiel den Zusammenhang zwischen einer bestimmten Stellung der Gestirne und der Selbstmordrate belegten, konnten von Mathematikern nicht bestätigt werden. Das berichtet die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Bei weiteren Versuchen in den USA sollten Astrologen Lebensläufe von Menschen deren Geburtshoroskopen zuordnen, ohne dass sie Kontakt zu den Klienten hatten. "Die Übereinstimmungen waren so niedrig wie die Trefferquote von Laien, die nach dem Zufallsprinzip vorgingen", erklärt Eberhard Höfer, wissenschaftlicher Angestellter am Psychologischen Institut der Universität Kiel.

In den Augen des Psychologen ist die Astrologie deshalb auch keine bessere Methode als die Psychologie selbst. Astrologen erwiesen sich lediglich als gute Psychologen, wenn sie direkten Kontak zu den Klienten hatten: "Sie nehmen so minimale Hinweisreize wie Mimik und Kleidung wahr und schließen davon auf Dinge, die sie dann in die Analyse einflechten." Codereading nennen Wissenschaftler diese Vorgehensweise.

Astrologe Niehenke hingegen betrachtet Astrologie als ein feines diagnostisches Instrument, das allen psychologischen Tests an Komplexität überlegen ist. "Die überwiegende Zahl meiner Klienten ist tief beeindruckt und überrascht über das, was sie bei mir erfahren." Menschen aus allen Schichten kämen zu ihm, um zu sehen, ob sie auf diese Weise zu Erkenntnissen kämen, die ihnen sonst verwehrt blieben. "Nichts ist doch faszinierender als der Einblick in das eigene Wesen", sagt Niehenke.

Dass dieser Einblick gelingt, liegt für Höfer daran, dass in astrologischen Prognosen meist Wissen angesprochen werde, das allgemein bekannt sei. Ein Beispiel sei die Pubertät, die bei den meisten Menschen mit ähnlichen Problemen verlaufe. "Spricht ein Astrologe von einer schweren Phase, die der Klient im Alter zwischen 14 und 16 gehabt habe, kann er davon ausgehen, dass seine Aussage zutrifft", erklärt der Psychologe. In seinen Augen werden Prognosen zur Gefahr, wenn Menschen sich zu stark in solche Praktiken vertieften und alle Entscheidungen davon abhängig machten.

Eine Gefahr, die Niehenke nur für die Anhänger der Vulgärastrologie sieht. "Menschen, die zum Beispiel von mir wissen möchten, ob der neue Partner zu ihnen passt, bekommen von mir oder anderen seriösen Berufsastrologen keine Antworten. Diese Fragen lassen sich astrologisch nicht klären." Während für ihn nur noch wissenschaftliche Studien fehlen, die die Arbeit der Astrologen bestätigen, ist Astronom Herrmann schon zu einer endgültigen Einschätzung gekommen: "Meine Forderung an die Astrologen: Stellt Persönlichkeitshoroskope bei der Geburt möglichst vieler Menschen auf und lasst uns dann nach drei Jahrzehnten nachschauen, ob die Aussagen zutreffen. Ein solches Experiment ist leider noch nie gemacht worden. Ich bin mir sicher, dass es für die Astrologen negativ ausginge."

folgen zwei Infokästen


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