Kapitel 3: Einleitung "Galileis Meinung über die Theorie, Es ist eine grundlegende menschliche Erfahrung, daß wir uns täuschen können. Wir sehen etwas, das nicht existiert, weil wir beim Sehen auch immer etwas in die Welt "hineinsehen" (z. B. "Gestalten"), wir übersehen etwas, das doch da ist, weil wir es da nicht erwarten. Wir schließen oder folgern, aber wir irren uns, weil wir Parameter nicht berücksichtigt haben, die Gesetze nicht genügend kennen oder weil unsere Ableitungsregeln falsch sind oder fehlerhaft benutzt wurden. Wir deuten, doch unsere Interpretation (eines Gesichtsausdrucks vielleicht) erweist sich als falsch usw.
Wenn wir uns täuschen, so können wir in vielen
Fällen die Täuschung direkt erkennen: Wir
erreichen erstrebte Ziele nicht, erwünschte Effekte
bleiben aus. Es gibt jedoch sehr viele Fälle,
in denen wir nicht auf diese Weise korrigiert werden
(können), z. B. wenn die von uns bewirkten Effekte
vieldeutig sind, wenn Tatsachen unterschiedlich interpretiert
werden können. In der Rechtsprechung ist die
Folge ein "Justiz-Irrtum" (besonders bei
sog. Indizien-Beweisen), in den Wissenschaften allgemein
ein (partiell) falsches Weltbild, im Alltag spricht
man von "Aberglauben". Die menschliche Geschichte
ist voll solcher Irrtümer, und in fast allen Fällen
handeln (handelten) die betroffenen Menschen mit einem
Gefühl großer subjektiver Sicherheit. |
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Kapitel 2.3 |
Kapitel 3.1 |