Kapitel 5.4: Astrologische Lehrbücher und die astrologische Praxis Die sorgfältige Unterscheidung von Symbol und Entsprechung ist nicht ein Charakteristikum astrologischen Denkens schlechthin. Zum einen wurde der Kosmos-Mensch-Zusammenhang früher direkt als eine physisch-kausale Wirkung verstanden (so z. B. von PTOLOMAEUS, aber auch heute sehen einige Astrologen in den Regeln der Astrologie "Beschreibungen von Wirkungen", die nur deshalb, weil sie nicht präzise genug bekannt sind, in Form von Metaphern und Allegorien formuliert werden müssen. Dem Bedürfnis nach möglichst einfacher Handhabung des astrologischen Wissens entgegenkommend, verwischen auch die meisten der unzähligen Hand- und Lehrbücher der Astrologie, die im Rahmen des derzeitigen "Astro-Booms" den Büchermarkt überschwemmen, diesen Unterschied. Vom psycho-hygienischen Standpunkt aus ist daran bedauerlich, daß sie damit eine fatalistische Auffassung von der Astrologie fördern: wenn die Entsprechungen die Übersetzung der astrologischen Symbole darstellen, dann müssen sie selbstverständlich zutreffen.
Obwohl die Trennung von Symbol-Bedeutung und Entsprechung
als eine zwingende Folgerung aus der Tatsache erscheint,
daß eine begrenzte Zahl von Deutungselementen
eine prinzipiell unbegrenzte Zahl von "Lebensformen"
abbilden (erfassen) muß (siehe Kapitel 2), gibt
es trotzdem gegenteilige Auffassungen, denen zufolge
"jeder Schritt" eines Menschen aus dem Horoskop
ablesbar ist, wenn man nur die richtige Methode kennt
und genau genug rechnet *113. Da es in der Astrologie,
anders als in etablierten Wissenschaften, gar keinen
verbindlichen Standard gibt *114, sind alle Auffassungen
zur Astrologie, die publiziert werden, zunächst
gleichberechtigt. Man kann es fachfremden Forschern
daher auch nicht übel nehmen, wenn sie in manchen
Studien derartige unhaltbare Auffassungen zum Gegenstand
einer Validitätsstudie "der Astrologie"
machen. Weniger verständlich ist es, wenn Fachleute
dasselbe tun (siehe dazu im folgenden Kapitel unter
6.3). |
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Kapitel 5.3 |
Kapitel 6.1 |