Kapitel 7.3: Entwicklung und Verteilung des Fragebogens

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Der Item-Formulierung direkt lagen im wesentlich die Astrologie-Lehrbücher von Thomas RING (1969) und Fritz RIEMANN (1976) zugrunde, ergänzend wurden die Lehrbücher von KLOECKLER (1952), EBERTIN (1974) und WEINGARTEN (1977) hinzugezogen.

Zunächst soll nun anhand von Zitaten zu jedem der drei Zeichen eine Charakterisierung gegeben und am Beispiel von jeweils 10 Items dann gezeigt werden, auf welche Sachverhalte sich die Fragen im Fragebogen beziehen.

Das Zeichen Widder

"Der Tierkreis beginnt mit dem Zeichen Widder, in das die Sonne zu Frühlingsanfang eintritt. Dieses Zeichen trägt daher alle Züge des Anfangs, des Beginnens - 'Aufbruch der Kräfte' nennt Philip Metman es zur Charakterisierung.Alle von ihm ausgehenden Impulse tragen die Kennzeichen des Beginnens, sind aus dem hier noch fehlenden Geschichtsbewußtsein zu verstehen, das jeden Anfang auszeichnet: die noch von keiner Erfahrung belastete Initiative; das Etwas-in-Gang-Bringen-Wollen; die unbefangene Expansion und das unbekümmerte, unreflektierte Sich-Durchsetzen-Wollen um jeden Preis, das als rücksichtslos beeindrucken kann, weil der Mensch noch auf keine bindende oder hemmende Vergangenheit zurückblickt, nur erfüllt von seinem Willen und Vorwärtsstreben ist." (RIEMANN, 1976, 76f).

"Der Mond in diesem Zeichen bringt eine reizbar-aggressive seelische Gestimmtheit und einen hypomanischen Tempramentseinschlag. Der Mensch neigt zu autoritären Verhaltensweisen, zu unbedingtem Freiheitsdrang und zu Unabhängigkeit. ... Er hat etwas immer Wetteiferndes an sich, weshalb ihm der Mitmensch schon durch sein Vorhandensein zum Rivalen wird, den es auszustechen gilt; ..." (a. a. O.)

"Spontan aufblitzende Erwartungen mit dem Wunsch nach Sofort-Verwirklichung, Gefühle heftig in Zuwendung und Beiseiteschieben, im Kontakt besitzergreifend mit der Einstellung: 'So will ich Dich haben'." (RING 1969c, 172)

"Mit der Sonne in diesem Zeichen hat der Mensch eine Leitlinie, auf der Leitbilder liegen wie der Pionier, der Bahnbrecher, der Eroberer, der Führer und Heros. (...) Er sieht die Welt, auch die mitmenschliche Umwelt, vorwiegend als Objekt seines Wollens, die er nach seiner Absicht formen und verändern möchte." (RIEMANN, a. a. O.).

"Die Keimsituationen, in denen zeichenspezifische Verhaltensweisen durch ihre Summieriung dem Menschen zum Schicksal werden, lassen sich folgendermaßen beschreiben: Es sind vor allem Probleme nicht integrierter Aggression und propulsiver Expansion sowie eines überwertigen Geltungsdranges." (a. a. O.)

(Die Zahlen zwischen den Sternchen beziehen sich auf die Nummer des Items im endgültigen Fragebogen)

*238* Ich handle oft impulsiv.
*260* Im Eifer der Begeisterung versuche ich manchmal, den zweiten Schritt vor dem ersten zu machen, weil ich nicht abwarten kann.
*300* - umgekehrte Polung. Mit positiver Polung für Stier! -
Das Schwierigste bei der Arbeit ist für mich das Anfangen, das "Sich-Aufraffen". Wenn ich dann einmal angefangen habe, geht es auch weiter.
*265* Wenn man für eine Unternehmung erst langwierige, umständliche Vorbereitungen braucht, dann vergeht mir schnell die Lust.
*232* Irgendwie reizt es mich, mich mit anderen zu messen.
*246* Einschränkungen meiner Handlungsfreiheit, ob durch Personen oder Umstände, machen mich schnell aggressiv.
*330* Wenn ich spiele, dann um zu gewinnen und nicht allein, um gespielt zu haben.
*252* Ich neige dazu, Partner nach meinen Vorstellungen verändern zu wollen.
*322* Abwarten ist schwer für mich. Ich möchte bei allem möglichst sofort Ergebnisse sehen.
*249* Mein Wahlspruch lautet: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
*326* Der erste auf einem noch nie erklommenen Berggipfel sein - als erster ein Gebiet betreten, das noch von keinem Menschen betreten wurde. Soetwas imponiert mir und reizt mich auch selbst.
*354* Wenn in einer Gruppe eine Art Rangordnung besteht, dann kämpfe ich auch um den ersten Platz.
*368* Führungsaufgaben reizen mich.
*346* - negative Polung. Positive Polung für Stier! - Es fällt mir leicht, jemandem still und in Ruhe zuzuhören.

Das Zeichen Stier

"Ein gewachsenes, treu gehütetes Stück Natur, dieser Typus, selbstgenügsam und ohne aggressive Absichten. Die Welt ist ihm beschlossen in der Erfüllung persönlicher Bedürfnisse, die zu verfeinern seine Entwicklungsmöglichkeit enthält. Ungern nimmt er großeAnstrengungen auf sich, zumal er sie meist als unnötig betrachtet. Da das Schwergewicht dieser Anlage im Unbewußten ruht, dauert es geraume Zeit, bis alle Schichten des Wesens sich mit einer neuen Sache identifiziert haben und ein existenzwichtiger Entschluß reif ist. Nur Lustreize lösen mitunter rasche Reaktionen aus.

Erhaltung seines Soseins in ungestörtem Gleichgewicht ist ihm oberstes Gesetz, dies meint: unabhängig, unbehelligt von fremden Forderungen, in Bequemlichkeit seinen Liebhabereien nachgehen." (RING 1969b, 174)

"Hier geht es um ein fast weiblich zu nennendes Hinnehmen, um geduldiges Beharren und Ausharren, um die zentripetale Sammlung der Kräfte.

Wir finden hier oft eine schwerblütige Trägheit, ein ängstliches Haften am Gewohnten und ein Festhalten an Besitz in jeder Form. 'Die Kraft des Widders ist Geschwindigkeit und Wille, die des Stiers Gewicht und Zorn' (Metman). Die Tendenz zur Selbstbewahrung kann sich steigern zur trotzigen Abwehr aller Fremdeinflüsse, denen er eine hartnäckige Opposition entgegensetzt - er möchte sich nicht ändern, vertritt daher eine konservativ-konservierende Grundeinstellung." (RIEMANN 1976, 83f).

"Ein so bestimmter Mensch wünscht mit seiner Umgebung in Frieden zu leben und läßt jeden gewähren, der ihm nicht zu nahe rückt.

Kämpfen wird er nur in Notwehr, Kritik äußert er im Nicht-Hinhören, tut, als habe er nicht verstanden. Es bedarf erst mehrfach aufeinandergesetzter Reize, Verletzungen seines Selbstgefühls und Glaubens, faktischer Übergriffe auf sein Recht, um ihn aufzubringen. Dann allerdings kann friedfertige Geduld in jähe Wut umschlagen, elementar brechen die gestauten Affekte los und er stampft nieder, was sich in den Weg stellt." (RING, a. a. O.)

"Beim Mondstand in diesem Zeichen findet man viel Gutmütigkeit,

Gemüthaftigkeit und emotionale Wärme; was der Mensch tut, tut er mit innerer Anteilnahme." (RIEMANN, a. a. O.)

"Mit der Sonne in diesem Zeichen trägt der Mensch Leitbilder in sich, die auf der Linie des dionysischen Menschen, des Kontemplativen, des Sammlers oder 'Dulders' (O. Adler) liegen." (a. a. O.)

"Die zeichenspezifischen Keimsituationen, die sich für ihn schicksalhaft auswirken, liegen im Ausweichen vor allen ihn beunruhigenden Veränderungen. Er flüchtet dann in passive Bequemlichkeit, ... muß er sich doch einmal entscheiden, verfällt er in zögerndes Aufschieben in der stillen Hoffnung, daß ihm die Entscheidung abgenommen wird. (a. a. O.)

*236* So ein wenig bin ich der Typ des "stillen Genießers".
*256* Im allgemeinen reagiere ich, was meine Gefühle angeht, eher langsam.
*245* Wirklich aktiv werde ich für alles, was Sinnenfreude verheißt.
*261* Veränderungen in meinem Leben, die mich zwingen, alte Gewohnheiten aufzugeben, sind mir selbst da ein wenig unangenehm, wo sie an sich von Vorteil sind.
*278* Wenn jemand mich zu beeinflussen versucht, werde ich leicht trotzig.
*315* Bei mir äußert sich Mißfallen über das Verhalten anderer oft indirekt: Ich gehe nicht darauf ein oder tue so, als hätte ich (etwas) nicht verstanden.
*359* Wenn ich lange gereizt worden bin, staut sich bei mir die Wut. Sie kann sich dann durch eine Nebensächlichkeit plötzlich entladen - diese wirkt dann wie der vielzitierte Tropfen, der das Faß zum Überlaufen bringt.
*292* Man sagt, ich sei ein "Gemütsmensch".
*391* - negative Polung. Positive Polung bei Zwilling. -
Ich neige dazu, Menschen, die sehr gefühlsmäßig reagieren, nicht ernst zu nehmen oder zu verspotten.
*390* Ich kann mich oft sehr lang still in mich hineinversenken.
*309* Ich bin, ganz allgemein, eher etwas konservativ.
*248* In bestimmten Situationen erreiche ich das, was ich will, einfach durch Abwarten-Können.
*386* Ich fühle mich erst dann richtig wohl, wenn meine Lebensumstände geordnet sind, vor allem, wenn ich auch materiell gesichert bin.

Das Zeichen Zwilling

"Drohte sich im Zeichen Stier alles Dynamische festzufahren in unveränderlicher Ruhe und haftendem Halten, bringt das nachfolgende Zeichen Zwillinge hierzu wieder den Gegenimpuls. Hier geht es um ein ungemein waches, lebendiges und vielseitig interessiertes Wissen-Wollen, der Mensch ist auf Sich-Mitteilen und Austausch angelegt. ... Es ist, als ob auf der Basis des vorangegangenenstatischen Sich-Verwurzelns und Verweilen-Wollens nun eine geistige Beweglichkeit ermöglicht würde, eine weltoffene Neugier und Wißbegierde und ein Inter-esse, das dem Menschen hier seine Abgelöstheit von Affekten und Emotionen gibt, die Distanz auch zu sich selbst. ... Die Sprache ist sein bevorzugtes Medium, und hatte der unter Stier Geborene Humor, so hat er Ironie und Witz; er liebt geistreiche Wortspiele, ist redselig und sprachbegabt." (RIEMANN 1976, 89f)

"Naturfremd, mehr dem städtischen Leben verbunden, ist, wessen Persönlichstes in der Reaktionsgeschwindigkeit von Mensch auf Mensch und der Logisierung ihres Verhältnisses lebt. ... Stille, stumme Versenkung paßt nicht zu diesem Typus." (RING 1969b, 184)

"Mit der Mondstellung in diesem Zeichen entsteht die Neigung, alle Probleme und Konflikte nur aus rationaler Orientierung heraus zu lösen. Man meint daher, man braucht nichts ernst zu nehmen - dem Verstand stehen so viele Denkmöglichkeiten offen, daß er immer einen Ausweg findet." (RIEMANN, a. a. O.)

"Mit der Sonne in diesem Zeichen könnte der Mensch hier mit Descartes sagen: 'Cogito, ergo sum'; ... Der Mensch erfährt hier besonders intensiv das quälende Bewußtsein des Gespalten-Seins in Beobachter und Beobachtetes, in Denker und Gedachtes, in Subjekt und Objekt, das sich ihn als zwiespältig erleben und nach einer Synthese suchen läßt." (a. a. O.)

*273* Es fällt mir leicht, Abstand zu mir selbst zu nehmen, mir selbst wie ein unbeteiligter Beobachter gegenüberzutreten.
*327* Ich mag Wortspiele und Doppeldeutigkeiten.
*332* Ich möchte gern so viel als möglich wissen.
*383* Man wirft mir manchmal vor, ich würde zuviel mit dem Kopf und zuwenig mit dem Herzen handeln.
*279* Allzustarke Gefühlsäußerungen machen mich oft skeptisch. Ich glaube, ich mißtraue Gefühlen etwas.
*394* Ich muß jeden Tag wenigstens einmal gehört, gesehen oder gelesen haben, was es Neues in der Welt gibt.
*369* Ich habe nicht nur Freude am Kontakt mit anderen Menschen, ich bin zuweilen geradezu kontaktsüchtig.
*387* Immer wenn es irgendwie feierlich wird, fühle ich mich irgendwie fehl am Platze, muß auch leicht lachen.
*385* Andere beharren oft auf einer einmal gefaßten Meinung. Es macht mir keine Schwierigkeiten, meine Meinung zu ändern.
*325* So heilig, daß ich nicht auch darüber lachen könnte, ist mir fast nichts.
*297* Ich finde, man sollte sich nicht allzusehr von Gefühlen leiten lassen.
*281* Ich mag Menschen mit Sinn für Ironie.
*339* Irgendwie sehe ich in den Dingen, schneller als andere, oft das Zweischneidige.
*388* Ich fühle mich oft regelrecht gespalten in einen, der etwas tut, und einen anderen, der dabei zuschaut.
*230* Worum es auch geht: Beruf, Partnerschaft, Ausbildung - Ich habe immer gern "zwei Eisen im Feuer".
*347* Ich kann mich rasch für einen Menschen begeistern, ebenso rasch kann er aber auch wieder uninteressant für mich sein.

7.3.2 Die Erstellung des Fragebogens

Erste Vorselektion der Items

Die erste Version der Items (80 für das Zeichen Widder, 84 für das Zeichen Stier und 60 für das Zeichen Zwilling, die Doppel-Zählungen mit umgekehrten Polungen nicht mitgezählt) wurde an 10 Personen verteilt mit der Bitte, solche Items, deren Sinn nicht auf Anhieb verständlich sei oder deren Beantwortung aus irgendwelchen Gründen als schwierig empfunden würden, zu benennen. Dabei zeigte sich, daß dem einen eine Frage Schwierigkeiten bereiten konnte, deren Beantwortung für einen anderen "sonnenklar" gewesen wäre, daß es also bei jeder der 10 Personen andere Fragen waren, die als problematisch empfunden wurden. Es gab daher nur einige Items, die aussortiert wurden, weil ihre Formulierung offensichtlich ungeschickt war.

Schließlich wurden alleItems noch einmal mit einem erfahrenen Astrologen besprochen. Alle Items, bei denen über die Zuordnung zu den Zeichen keine Einigung erzielt werden konnte, wurden ausgesondert, einige wenige aber auch zusätzlich aufgenommen.

Zweite Vorselektion der Items

Die 184 aus der ersten Vorselektion verbliebenen Items (67 zum Zeichen Widder, 64 zum Zeichen Stier und 53 zum Zeichen Zwilling - ohne Doppelzählungen) wurden zu einer Fragebogen-Vorform zusammengefaßt (Anhang C). Diese Fragebogen-Vorform wurde an 55 Astrologen der verschiedenen Schulrichtungen und Verbände verschickt mit der folgenden Instruktion:

"Stellen Sie sich vor, drei verschiedene Leute würden diesen Fragebogen ausfüllen. Alle drei sollen Aszendent, Sonne und Mond in einem Zeichen haben, der eine alle drei im Widder, der andere alle drei im Stier und der dritte alle drei im Zwilling - es soll sich also um 'Häufungs-Typen' handeln.

Geben Sie bitte bei jeder Frage an, wie Ihrer Meinung nach jeder der drei auf die entsprechende Frage antworten würde. Dabei bedeutet ein "+", daß er mit 'ja', ein '-', daß er mit 'nein' antworten würde. Sind Sie der Meinung, daß die Frage untypisch für ein bestimmtes Zeichen ist und daher sowohl 'ja' als auch 'nein' möglich wäre, so lassen Sie das entsprechende Feld frei."

Von den 55 Exemplaren der Vorform kamen leider (trotz Erinnerungsschreiben) nur 10 zurück. Davon war einer so unvollständig (nur 40 Items waren eingestuft), daß er ausgesondert werden mußte.

Die Auswertung der Fragebogen-Vorform

Für jedes Item wurde zusammengezählt, wie oft, getrennt für Widder, Stier und Zwilling, bei jedem Zeichen ein "Ja" und ein "Nein" angegeben wurde. Bei Item 1: "Ich kann schwer etwas für mich behalten: Wenn ich etwas Interessantes erlebt habe, muß ich darüber mit jemandem reden können", sah das Ergebnis so aus:

Beim Zeichen Widder entschieden sich 3 der 9 Astrologen für ein "Ja", einer fürein "Nein" und die anderen waren in bezug auf diese Frage unentschieden bzw. hielten dies nicht für eine relevante Dimension in bezug auf das Zeichen Widder. Beim Stier stimmte niemand für ein "Ja", dagegen 7 für ein "Nein", zwei waren auch hier unentschieden. Bei Zwilling stimmten alle 9 Astrologen für ein "Ja". In Anhang C sind die Ergebnisse dieser Auszählung für alle 184 Items aufgelistet. Das Ergebnis für Item 1 sieht dabei so aus:

WidderStierZwilling

3/1

0/7

9/0

Die linke Zahl steht für die Anzahl der "Ja", die rechte für die Anzahl der "Nein". Die Addition beider Zahlen ergibt 9, falls keine 'unentschieden' dabei waren.

Die Zahlen-Paare zu dem Zeichen, auf das hin das Item ursprünglich formuliert worden war, sind eingekreist, in diesem Fall der Zwilling. Bei einigen Zeichen sind 2 Zahlen-Paare eingekreist: diese Items zählen dann, mit unterschiedlicher Polung, für beide Zeichen.

Beim Item 1 sind sich nun offenbar alle Rater einig, daß dieses Item von "ausgeprägten Zwillings-Naturen" (im astrologischen Sinne) in jedem Fall mit einem "Ja" beantwortet werden würde, daß es also eine "zwillings-typische Dimension" erfaßt. Nahezu genauso einig sind sich die Rater in bezug aufdas Zeichen Stier. Niemand nimmt an, daß ein ausgeprägter Stier diese Frage mit Ja beantworten würde, doch zwei Rater sind unentschieden, ob es eine für Stier relevante Dimension ist. Bei Widder ist der Fall insofern klar, als 5 Rater der Meinung waren, daß es keine für Widder relevante Dimension sei und die vier verbleibenden Rater sich Urteil uneinig waren.

Nimmt man für die Auswertung Doppelzählungen hinzu, so ergeben die 184 Items 220 intendierte Zuordnungen. Bei 130 der Zählungen im Sinne des obigen Schemas ist die Entscheidung für die intendierte Zuordnung eindeutig, also entweder 0/9 oder 9/0. Bei 47 weiteren Zählungen ist die Übereinstimmung zwischen den 9 Astrologen und der intendierten Zuordnung nahezu eindeutig, nämlich entweder 8/0 oder 0/8 oder 8/1 oder 1/8. Das heißt also, daß in 177 der 220 Entscheidungen eine hervorragende Inter-Rater-Übereinstimmung erzielt wurde. Weniger als 7 Zustimmungen zur intendierten Zuordnung kamen insgesamt nur 10 mal vor, nämlich bei den Items 14, 15, 34, 38, 51, 70, 115, 133, 134 und 143.

Nach Überarbeitung und nochmaliger Aussprache mit einem Kollegen wurden schließlich 171 Items in die endgültige Fragebogen-Form übernommen.

Zusätzliche Items und die Fragebogen-Endform

Zur Prüfung der Selbstattribuierungs-These von PAWLIK & BUSE wurden die von den Autoren entwickelten Fragen zur Haltung gegenüber der Astrologie übernommen und um weitere zwei Items ergänzt, die sich auf weitergehende technische Kenntnisse der Horoskop-Erstellung beziehen (siehe Anhang B). Am Schluß des Fragebogens wurden noch 30 Fragen aufgenommen, die sich auf typische Bedeutungen von "Planeten an hervorragender Stelle" im Horoskop beziehen (z. B. Planeten in Schlüssel-Sektoren im Sinne GAUQUELINs), auf einige Winkelbeziehungen zwischen Planeten (die sog. Aspekte) sowie auf die Bedeutung der sog. Felder im Horoskop. Darüberhinaus wurde eine Seite hinzugefügt, die bestimmte Anfälligkeiten von Organen und Körperteilen für Krankheiten abfragt, dazu, mit Datum, etwaige Unfälle und Operationen. Die Auswertung dieser Items sollte ursprünglich nicht im Rahmen dieser Studie erfolgen. Das Ergebnis der Auswertung der "Aspekt-Items" wurde an anderer Stelle bereits publiziert (NIEHENKE 1984b).

Aus verschiedenen Gründen wurde schließlich auch ein standardisierter Persönlichkeits-Fragebogen aufgenommen, das "Freiburger Persönlichkeits-Inventar (FPI)": Zum einen bedarf es zur Replikation der Studien von EYSENCK/GAUQUELIN/GAUQUELIN am Datenmaterial von "ordinary people" sowie zur Replikation der beiden Studien von EYSENCK/MAYO/WHITE und PAWLIK/BUSE eines Instrumentes zur Messung des Merkmals "Extraversion" und "Neurotizismus" (beim FPI "emotionale Labilität" genannt), zum anderen kann der FPI als Korrektiv wirken, wenn sich die in keiner Weise empirisch überprüften Items zu den Tierkreiszeichen Widder, Stier und Zwilling als völlig unbrauchbar erweisen sollten.

Die 13 Kenntnisfragen wurden an den Anfang des Fragebogens gestellt, daran anschließend folgen, nach einem Absatz, die 211 Fragen des FPI in ihrer originalen Reihenfolge (die Initial-Frage wurde natürlich fortgelassen). Da es bei den Items eines Fragebogens Positions-Effekte gibt, wurde der genormte Fragebogen FPI sicherheitshalber an den Anfang gestellt, damit die Beantwortung möglichst unverfälscht den Bedingungen bei der Beantwortung des FPI-Originals entspricht. Aus dem gleichen Grunde wurden auch für alle Fragen (einschließlich der astrologischen Fragen) die Antwortalternative "stimmt" vs. "stimmt nicht" aus dem FPI übernommen. Auch aus diesem Grunde wurde die Anleitung in recht enger Anlehnung an die Instruktion zum Ausfüllen des FPI formuliert (zur Fragebogen-Endform siehe Anhang B), ergänzt um Passagen, die sich auf die astrologischen Fragen beziehen.

An die Fragen des FPI schließen sich dann, ohne Absatz, die 171 Fragen zu den drei Zeichen sowie die 30 oben erwähnten Fragen zu unterschiedlichen astrologischen Deutungsmerkmalen an. Die Reihenfolge der 171 Fragen zu den Tierkreiszeichen wurde durch Zufall bestimmt, doch wurde darauf geachtet, daß nicht zwei Fragen mit allzu ähnlichem Inhalt direkt hintereinander zu stehen kamen. Von diesen 171 Fragen wurden nur 7 Fragen von vornherein mit negativer Polung formuliert. Diese Unausgewogenheit zwischen positiver und negativer Polung besteht jedoch nur scheinbar, weil für viele Fragen, die für ein bestimmtes Zeichen formuliert wurden, eine negative Polung gleichzeitig für ein anderes der drei untersuchten Zeichen zutrifft (zur Verteilung der Polung siehe die Fragebogen-Vorform in Anhang C). Der Fragebogen besteht in seiner endgültigen Version aus einem Heft von 16 DIN-A-4 Seiten (einschließlich des Deckblattes mit der Instruktion).

7.3.3 Verteilung des Fragebogens an die Stichprobe und Rücklauf-Quote

Es wurden 12.000 Fragebogen gedruckt und verteilt.
Die Verteilung einer derart großen Zahl an Fragebogen bedeutete nicht unbeträchtliche organisatorische Probleme: Das Ausfüllen eines Fragebogens mit beinahe 500 Items ist sehr zeitaufwendig (etwa 2 Stunden). Zusätzlich wird von jedem Teilnehmer erwartet, daß er sich seine (möglichst standesamtlich beglaubigte) Geburtszeit beschafft, weil ohne diese Zeit die Erstellung des Horoskops nicht möglich ist. Die Teilnehmer müssen also sehr motiviert sein. In dieser "Motivation" liegt aber gerade ein besonderes Problem: Es ist anzunehmen, daß am ehesten diejenigen motivierbar sind, die sich näher für Astrologie interessieren bzw. daran glauben. ("Jetzt wird endlich bewiesen, daß doch etwas dran ist.") Für die Untersuchung werden jedoch gleichermaßen "Gläubige" wie "Ungläubige" und "neutral Eingestellte" benötigt.

Zur Verteilung der Fragebogen wurden folgende Wege beschritten:

In der Zeitschrift ESOTERA (damalige Auflage: 22.000 Exemplare) erschien ein ausführlicher Artikel über die geplante Untersuchung (ESOTERA 12/79), dem eine Postkarte beigefügt war, mit der man für sich sowie für Freunde und Bekannte Fragebogen anfordern konnte (siehe Anhang D). Es gingen 800 Postkarten mit Bestellungen von etwa 2.000 Fragebögen ein. In zwei Wochenend-Ausgaben der Tageszeitungen HAMBURGER ABENDBLATT und BERLINER MORGENPOST (Januar 1982, siehe Anhang D) erschien je ein ganzseitiger Artikel in einer Wochenend-Beilage ("JOURNAL"), die beide Zeitungen gemeinsam verwenden, und ein Bestell-Abschnitt konnte für die Bestellung von Fragebogen verwendet werden. In der Werkszeitung der Firma HOECHST (Frankfurt) mit einer Auflage von 160.000 erschien eine kurze Notiz: "Astrologie auf dem Prüfstand". In einer Reihe von Radiosendungen, an denen der Verfasser als Diskussions-Partner teilnahm, konnte auf die Untersuchung und die Suche nach Teilnehmern aufmerksam gemacht werden.

Einige Ordinarien der Freiburger Universität erlaubten es dem Verfasser, am Ende von (gut-besuchten) Vorlesungen für Erstsemester (insbesondere Jura: 600 Studenten "auf einen Streich") auf die Untersuchung hinzuweisen und Fragebogen zu verteilen. Auf diese Weise konnten nahezu 1.000 Fragebogen verteilt werden.

Die erfolgreichste und von der Zahl her bedeutsamste Methode bestand, trotz aller Publizität, die dieser Untersuchung zuteil wurde, in der Verteilung nach dem "Schneeball-Prinzip" über Bekannte und Verwandte, die die Fragebogen in Heimen, Clubs, Sportvereinen, auf der Arbeitsstelle usw. verteilten, sowie in eigenen Kursen und im Rahmen ausgedehnter Vortragstätigkeit des Verfassers.

Die Rücklauf-Quote

Von den 12.000 verteilten Fragebogen wurden 3.498 ausgefüllt zurückgesandt. Ein größerer Teil mußte wegen fehlender oder unvollständiger Geburtsdaten sogleich ausgesondert werden. Die restlichen 3.290 Fragebogen wurden in der Reihenfolge des Eingangs durchnumeriert. Die Daten wurden dann (vorwiegend durch studentische Hilfskräfte) nach einem festgelegten Schlüssel auf Lochkarte übertragen. Dabei wurden weitere Fragebogen ausgesondert (alle diejenigen z. B., bei deren Beantwortung ganze Seiten überschlagen worden waren). Die Daten wurden dann von den Lochkarten auf ein Magnetband übertragen. Bei einer ersten Analyse wurden alle jene Fragebogen ausgesondert, bei denen mehr als 20 % der Items nicht beantwortet worden waren.

Es verblieben 3.259 verwertbare Fragebogen. Bei 2.039 von diesen Fällen war (z. T. eigens für diese Untersuchung ermittelt) die standesamtlich gesicherte Geburtszeit angegeben worden. In den anderen Fällen war die Geburtszeit nicht amtlich gesichert (Erinnerung der Eltern oder von Verwandten). - Eine Beschreibung der 3.259 Fälle hinsichtlich der Verteilung einiger wichtiger Variablen (Geburts-Jahrgänge, Ausbildungs-Niveau, Berufs-Zugehörigkeit, Nationalitäten, Geschlecht, Haltung zur Astrologie usw.) befindet sich in Anhang E.


 Kapitel 7.2
Kapitel 7.4.A 
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