Kapitel 7.4: Auswertung der Ergebnisse, Teil B Die Reduktion der Prädiktor-Variablen Von den Prädiktor(-Dummy)-Variablen sollten diejenigen ausgewählt werden, die mit den ermittelten 28 Kriterien-Variablen am höchsten korrelieren. Dabei stellte sich zunächst die Frage, ob es sinnvoll ist, die allein zum Zweck der Verrechenbarkeit in 12 Dummy-Variablen aufgespaltene einheitliche astrologische Variable "Planet x in Tierkreiszeichen y" nun tatsächlich wie einen Satz von 12 unabhängigen Variablen zu behandeln. Von der astrologischen "Theorie" her wäre nämlich zu erwarten, daß eine Korrelation der Dummy-Variablen "Sonne im Widder" nicht allein auftreten kann (d.h.wenn die Sonne in den Tierkreiszeichen mit den Kriterien korreliert, dann gilt das für alle Tierkreiszeichen, nicht nur für eines), so daß von daher die einzelne Überprüfung einer jeden Dummy-Variablen sinnlos wäre. Andererseits zeigen die Ergebnisse der GAUQUELINs, daß einheitliche astrologische Konzepte (Planeten-Symbolik) bei der statistischen Prüfung "auseinanderfallen" können (für 5 der 7 klassischen Planeten findet sich ein Zusammenhang, für zwei nicht). Aus diesem Grunde wurde für jede einzelne der 579 Dummy-Variablen eine multiple Korrelation mit den 28 Kriterien-Variablen berechnet. Für folgende 28 Dummy-Variablen ergaben sich signifikante multiple Korrelationen mit den 28 Kriterien-Variablen:
Dazu folgende besonders zu behandelnde signifikante Korrelationen:
Zunächst fällt bei diesen gesondert zu betrachtenden Variablen die Signifikanz einiger Variablen auf, die den Stand der Sonne und (in abgeschwächter Form) den Stand von Merkur und Venus in einigen Zeichen betreffen. Diese Zusammenhänge sind bekanntlich aufgrund der Studien von PAWLIK & BUSE zu erwarten, ohne bereits für einen genuinen "Effekt" der Tierkreiszeichen-Typologie zu sprechen. Teilt man die Stichprobe in zwei Hälften und untersucht nur den Teil der Stichprobe, bei dem Item 9: "Ich weiß, welcher Personlichkeits-Typ zu meinem Sternzeichen gehört", verneint wurde, so sinken die F-Werte in allen oben aufgeführten Fällen auch tatsächlich unter die Signifikanz-Grenze. Daß dieser Effekt auch die Planeten Merkur und Venus teilweise mit betrifft, hängt mit der Tatsache zusammen, daß Merkur und Venus sich von der Sonne aus astronomischen Gründen nie weiter als 45 Grad entfernen können (die Erdbahn schließt die Bahn von Merkur und Venus ein). Wir haben es hier also mit dem bereits bekannten Selbstattribuierungs-Effekt zu tun (siehe Kap. 6.5). Die (Teil-) Replikation der Studie von PAWLIK & BUSE
Wie zwei isoliert durchgeführte Varianz-Analysen
zeigen, trat dieser Selbstattribuierungs-Effekt auch
in der hier dargestellten Studie in besonders deutlicher
Weise hervor und soll daher ausführlicher dargestellt
werden.
Wir finden also auch in der hier erhobenen Stichprobe das für die Original-Studie charakteristische Alternieren der Extraversions-Werte bei den sog. positiven und negativen Zeichen (eine Ausnahme bildet das Zeichen Skorpion). Auch die von EYSENCK/MAYO/WHITE damals gefundenen Zusammenhänge mit der Variablen "Neurotizismus" finden sich in dieser Stichprobe wieder, wie eine Varianz-Analyse mit der FPI-Skala 11 (emotionale Labilität) zeigt:
Wir finden hier, wie auch in der Original-Studie, bei den sog. Wasserzeichen (Krebs, Skorpion und Fische) einen höheren Wert auf der Skala "emotionale Labilität", die der Skala "Neurotizismus" des EPQ (Eysenck Personality Questionnaire) entspricht. Nur das Zeichen Widder fällt, wie übrigens ebenfalls schon bei der Original-Studie, aus diesem Schema heraus. Rechnet man nun diese Varianz-Analysen mit dem Teil der Stichprobe, der das Item 9 verneint, so treten keine signifikanten Zusammenhänge zwischen der Variablen "Sonne in den Tierkeiszeichen" und den FPI-Skalen 10 und 11 mehr auf. Damit konnten die Ergebnisse der Studie von PAWLIK & BUSE in dieser Untersuchung in den wesentlichen Teilen bestätigt werden. Diese Resultate lassen nun auch die Ergebnisse der Faktorenanalysen der 171 Items zu den Tierkreiszeichen in einem besonderen Licht erscheinen: Die Vermutung liegt nahe, daß die dort gefundene Faktoren-Struktur, die die symbolische Bedeutung der einzelnen Tierkreiszeichen so "treffend" abbildete, durch die Untergruppe der Fälle erzeugt wurde, die sich mit ihrer Tierkreiszeichen-Zugehörigkeit identifizieren, daß es sich also bei dieser Faktoren-Struktur nicht um generalisierbare Dimensionen der Persönlichkeits-Struktur (vergleichbar der Dimension "Extraversion") handelt. - Andererseits sind außer der nun bekannten Quelle für Selbstattribuierungen eine Fülle weiterer solcher Quellen zu erwarten, so daß in jeder Fragebogen-Untersuchung, neben einem "Sternzeichen-Fehler", weitere auf Selbstattribuierung basierende Fehler zu erwarten sind: Nationale Unterschiede, altersspezifische Unterschiede oder geschlechtsspezifische Unterschiede gehören dabei zu den offensichtlichen (und meist auch kontrollierten) Quellen, denkbar sind berufs-typische, religions-typische, partei-typische, stadt-/land-typische, schicht-typische, schul-typische Quellen für derartige Fehler, letztlich eine unüberschaubare Zahl von Quellen. Es fragt sich, wie man angesichts der nun nachgewiesenen Stärke des Effektes solcher Selbstattribuierungen die Ergebnisse von Fragebogen-Untersuchungen überhaupt noch interpretieren soll. Replikation der Studie von EYSENCK/GAUQUELIN/GAUQUELIN Eine isoliert durchgeführte Varianz-Analyse mit den Variablen "Mars (Jupiter, Saturn) in den Gauquelin-Sektoren" und den FPI-Skalen 2 (spontane Aggressivität) und 10 (Extraversion) führt zu keinem signifikanten Ergebnis *127. Die von EYSENCK/GAUQUELIN/GAUQUELIN gefundenen Zusammenhänge zwischen der Stellung von Jupiter und Saturn in den Gauquelin-Sektoren und der Variablen Extraversion konnten also in dieser Studie nicht auf "ordinary people" ausgedehnt werden. Der hohe Varianz-Anteil der Variablen "Alter" Ebenfalls einer besonderen Behandlung bedürfen die oben aufgeführten Korrelationen, die bei solchen astronomischen Konstellationen gefunden wurden, die teilweise über sehr lange Zeiträume hin bestehen (bei Saturn in den Zeichen sind es im Mittel 2 Jahre und 6 Monate, bei Uranus in den Zeichen etwa 7 Jahre und bei Neptun in den Zeichen etwa 16 Jahre). Entsprechendes gilt für die aufgeführten Winkelbeziehungen. (Man nennt diese Aspekte daher oft "Generations-Aspekte".) Wie man sieht, steigt die Signifikanz mit der Dauer des Bestehens der jeweiligen Konstellation an. Die teilweise großen Unterschiede bei den F-Werten dieser Gruppe von Variablen (insbesondere Uranus und Neptun in den Zeichen) rühren von der sehr unterschiedlichen Fallzahl her: So finden wir Uranus nur in 5 Fällen im 7. Zeichen (siehe Anhang E), trotzdem ist der Unterschied noch auf dem 5%-Niveau signifikant. Die Bedeutung dieser Konstellationen ist also unauflöslich mit einem Alters-Effekt konfundiert, der durch statistische Verfahren (z. B. partielle Korrelation) nicht von einem denkbaren genuinen astrologischen Effekt trennbar ist, denn man könnte diese Konstellationen als eine Operationalisierung der Variablen Alter betrachten. Bei "Neptun im Zeichen 8" (s.o.) beträgt die Höhe des multiplen Korrelations-Koeffizienten 0.52, so daß 27 % der Gesamtvarianz durch diese Variable allein repräsentiert werden. Diese Tatsache ist für die Interpretation der Ergebnisse von großer Bedeutung, da altersspezifische Beantwortungsstile und altersspezifische Unterschiede in der Selbstwahrnehmung einen Varianzanteil repräsentieren, der den Varianzanteil, der in genuinen astrologischen "Effekten" liegen mag, um ein Vielfaches übersteigt. Bedenkt man dazu die durch Selbstattribuierungs-Effekte bewirkte Varianz, so ist an der Verwendbarkeit zumindest dieses Fragebogens (wenn nicht von Fragebogen überhaupt) für Untersuchungen astrologischer Zusammenhänge ernsthafter Zweifel angebracht. Der Alters-Effekt wäre zwar bei den anderen Variablen durch eine partielle Korrelation kontrollierbar, nicht jedoch eine Fülle von (nicht vollständig bekannten) Selbstattribuierungs-Effekten.
7.4.4 Kreuzvalidierung
7.4.5 Diskussion der Ergebnisse Nach Abschluß dieser Studie muß dazu festgestellt werden, daß die angenommene Korrelation sich mit Hilfe der Operationalisierung der symbolischen Bedeutung der Tierkreiszeichen durch einen eigens zu diesem Zweck konstruierten Fragebogen nicht nachweisen ließ. Zusammenfassend kann darüberhinaus festgestellt werden, daß sich, abgesehen von den zu erwartenden Zusammenhängen im Sinne der Selbstattribuierung sowie eines ungewöhnlich ausgeprägten "Alters-Effektes" bei der Beantwortung des Fragebogens, keinerlei Zusammenhänge zwischen jedweden untersuchten astrologischen Deutungselementen und den aus dem Fragebogen durch Faktoren-Analysen extrahierten Faktoren nachweisen ließen, insbesondere keine Zusammenhänge zwischen den durch den Fragebogen erfaßten Persönlichkeits-Dimensionen und der Stellung von Planeten in den sog. Gauquelin-Sektoren. Es könnte gegen die Vorgehensweise eingewendet werden, daß durch die Methoden der Variablen-Reduktion (z. B. durch Zusammenfassung zu Faktoren) zuviel an Information verlorengegangen sei. Dagegen spricht allerdings, daß eine isolierte Auswertung der Bedeutung der Aspekte zu einem früheren Zeitpunkt bereits keinerlei Resultat erbracht hat (NIEHENKE, 1984b - siehe auch Anhang H). Bei der damaligen Auswertung wurde z. T. auf Item-Ebene, z. T. auf der Ebene der FPI-Skalen, z. T. auf der Ebene von Skalen, die durch Zusammenfassung von a priori als zusammengehörig angesehenen Items (zusammengehörig im Sinne der Bedeutung des jeweils untersuchten Aspektes) entstanden waren, gearbeitet. Zudem erfolgte zusätzlich zu der hier dargestellten Vorgehensweise der Kombination von Kreuzvalidierung mit einem globalen Signifikanztest eine Einzelauswertung jeder einzelnen astrologischen Variablen (Sonne, Mond und Planeten in den Zeichen, den Feldern und den Gauquelin-Sektoren) durch eine Varianz-Analyse. Als Kriterien-Variablen wurden dabei zum einen die drei durch Summation der entsprechenden Items entstehenden Skalen "Widder", "Stier" und "Zwilling" gewählt, zum anderen die FPI-Skalen. Abgesehen von den dabei (wegen der isolierten Auswertung) noch deutlicher hervortretenden Selbstattribuierungs-Effekten, erbrachte diese Form der Auswertung ebenfalls keine Resultate: Die auf diese Weise gefundenen einzelnen signifikanten Prädiktor-Variablen bewährten sich bei der Kreuzvalidierung genausowenig wie die in diesem Kapitel dargestellten, durch multiple Regression ermittelten, signifikanten Prädiktor-Variablen. Daß in dieser Untersuchung keinerlei Effekt der Stellung von Planeten in den sog. Gauquelin-Sektoren nachgewiesen werden konnte, ist besonders bemerkenswert. Dies umso mehr, als in anderen Studien mit sog. ordinary people mittlerweile solche Effekte gefunden worden sind (STARK 1985, 1985a, 1986). In diesen Studien wurden allerdings Fragebogen verwendet, die ausschließlich eine Übersetzung der Key-Word-Listen (wie sie durch die Character-Trait-Methode der GAUQUELINs ermittelt wurden) darstellen. Anläßlich den "Zweiten EYSENCK RESEARCH SEMINARs" in Freiburg am 13./14. April 1987 stellte Dr. STARK neue Ergebnisse vor, die wiederum einen GAUQUELIN-Effekt bei ordinary people zu belegen scheinen (wenn auch die Stichproben-Größe relativ klein ist). In der Diskussion um die Frage, wie diese Ergebnisse mit den hier dargestellten Ergebnissen an einer Stichprobe von mehr als 3.000 Fällen vereinbar seien, vertrat Prof. EYSENCK die Auffassung, daß es Dr. STARK gelungen sei, den genau richtigen Weg zu gehen: STARK operationalisierte die Bedeutung der Planeten durch die Key-Word-Listen der GAUQUELINs. - Damit unterstreicht EYSENCK deutlich die große Bedeutung einer angemessenen Operationalisierung der astrologischen Konzepte, ein Aspekt, der in dieser Arbeit mehrfach hervorgehoben wurde. Er geht dabei sogar so weit, den Unterschied zwischen der Operationalisierung durch Fragen anhand der Key-Word-Listen der GAUQUELINs (wie bei STARK geschehen) und durch die Skalen des FPI oder den eigens für diese Untersuchung entwickelten Fragen (wie in dieser Studie geschehen), als gravierend genug anzusehen, um über den "Erfolg" oder "Mißerfolg" beim Nachweis eines "Planeten-Effektes" für ordinary people zu entscheiden.
In Abschnitt 7.1 wurde ausführlich dargestellt,
aus welchen Gründen die Operationalisierung der
Tierkreiszeichen mit besonderen Schwierigkeiten zu
kämpfen hat. Eingedenk dieser Schwierigkeiten
ist das Scheitern des Versuchs, die Validität
der Tierkreiszeichen-Typologie mit Hilfe der in dieser
Untersuchung verwendeten Operationalisierungen nachzuweisen,
vor dem Hintergrund der Argumentation von EYSENCK -
die ja auch der Argumentation in dieser Arbeit entspricht
- nur sehr eingeschränkt interpretierbar. Es bedarf
möglicherweise "nur" anderer Operationalisierungen,
um auch bei den Tierkreiszeichen (wie schon bei den
Planeten-Bedeutungen) zu Ergebnissen im Sinne der astrologischen
Tradition zu kommen. |
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Kapitel 7.4.A |
Anhang:A Fragebogen |